Aktiv gegen Krebs – Spendenlauf finanziert Schulungs-Dummy für Patient*innen mit einem Tracheostoma

Eine jährliche Aktion des Klinikum Bielefelds ist der Spendenlauf Aktiv gegen Krebs, bei dem die Teilnehmer*innen an einem Sonntag im Juni gegen eine Spende „rund um das Klinikum“ laufen, in den letzten beiden Jahren fand diese Aktion auf Grund der Pandemie virtuell unter dem Hashtag #aktivgegenkrebsvirtuell in den Sozialen Medien statt. Die dabei von den privaten Teilnehmer*innen gesammelten unterschiedlich großen Spendensummen wurden bereits für verschiedene unterstützende „Angebote für onkologische Patient*innen im Klinikum Bielefeld“ verwendet.

Mit den Spenden aus 2021 wurde die Anschaffung eines Schulungsmodells für die Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde im Klinikum Bielefeld - Mitte finanziert, in der unter anderem Tumorpatient*innen behandelt werden, die aufgrund ihres Krankheitsbildes ein Tracheostoma erhalten. Im Dezember 2021 erhielt die HNO-Klinik aufgrund seiner Qualifikation das Zertifikat als Kopf-Hals-Tumor-Zentrum. Der angeschaffte „Dummy“ dient den Pflegekräften der Station zur Veranschaulichung des richtigen Umgangs mit einem Tracheostoma für Patient*innen sowie Angehörige und wird bereits regelmäßig auf der Station eingesetzt.

Was ist ein Tracheostoma?

Das Wort „Tracheostoma“ ist nicht Jedem sofort ein Begriff, jedoch gibt es viele Menschen in Deutschland wie auch weltweit, die sich tagtäglich damit auseinandersetzen müssen. Ein Tracheostoma ist eine operativ angelegte Öffnung am Hals, die die Luftröhre mit dem äußeren Luftraum verbindet. Von außen betrachtet ist somit im Hals des/ der Betroffenen ein Loch erkennbar. Tracheostoma werden geschaffen, um die Beatmung in bestimmten Situationen sicherzustellen. Dazu wird die Trachealkanüle, ein spezieller Kunststoffschlauch, in das Tracheostoma eingesetzt, durch die die Patient*innen ein- und ausatmen können. Gründe zum Anlegen eines Tracheostomas sind Tumore und Schwellungen nach Operationen im Kopf- und Halsbereich sowie die Prävention von möglichen Schwellungen im Rahmen einer Strahlentherapie. Das temporäre oder dauerhafte Leben mit einer Trachealkanüle bringt viele Herausforderungen für die Betroffenen sowie ihre Angehörigen mit sich.

Leben mit einem Tracheostoma

Welche Fragen und Ängste Patient*innen mit einem Tracheostoma haben, weiß Antonia Olfert. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeitet seit 2011 auf der Ebene 10 im Klinikum Bielefeld Mitte, wo Patient*innen der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde behandelt werden. Unter anderem absolvierte sie die Weiterbildung zur Tracheostoma-Fachtherapeutin und bietet selbst Schulungen für Mitarbeitende zum Umgang mit einem Tracheostoma an. „Ich arbeite gerne in diesem Beruf und vor allem auch in diesem speziellen Bereich. Man stellt sich jeden Tag der Herausforderung, unsere Patient*innen und deren Angehörige in einer sehr schweren Situation zu unterstützen, zu begleiten, Hilfestellung zu geben und ihnen damit viel Lebensqualität zurückzugeben“, erzählt die 31-Jährige. Schwierigkeiten eines Tracheostomas sind Einschränkungen, die beim Sprechen, Schlucken und Atmen auftreten – Dinge, die Menschen sonst ohne weiteres Nachdenken tun. Außerdem ist das Tracheostoma sowie die Kanüle äußerlich sehr offensichtlich und schwer zu verstecken, wodurch ein verändertes Selbstbild und Schamgefühle entstehen können. Patient*innen müssen lernen, selbständig damit zu leben und die Fachtherapeutin erklärt, dass Betroffene unterschiedlich schnell verarbeiten können und den Umgang mit einem Trachestoma erlernen. Darum ist es wichtig, individuell auf die Patient*innen und deren Angehörigen einzugehen und dementsprechend Hilfestellung, Beratung und Anleitung anzubieten. „Dabei ist der Dummy eine große Hilfe, um Patient*innen zu demonstrieren, wie genau eine Trachealkanüle funktioniert, sowie das Vorführen der Tracheostomapflege und das Endotracheal-Absaugen“, weiß Antonia Olfert zu berichten.

So wird den Patient*innen vor und nach der Operation mit dem Dummy erklärt, was sie wissen müssen – es wird gezeigt, wie beispielsweise eine Trachealkanüle korrekt platziert wird und worin Fehlerquellen bestehen. Der neue Dummy kommt mehrmals wöchentlich zum Einsatz. „Mit dem Dummy habe ich ein sehr gutes und leicht verständliches Hilfsmittel an die Hand bekommen. Besonders, da Patient*innen und Angehörige oft medizinische Laien sind und sonst häufig auf ihre Vorstellungkraft zurückgreifen mussten“, erzählt die weitergebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin. Des Weiteren kann der Dummy auch für Schulungen von Auszubildenden und neuen Kolleg*innen auf der Station genutzt werden. Somit profitieren nicht nur die onkologischen Patient*innen von dem Spendenlauf 2021, sondern auch Antonia Olfert und ihre Kolleg*innen auf der Ebene 10 im Klinikum Bielefeld Mitte.

Weitere Projekte

Weitere Projekte, die mit Hilfe der Spendengelder in den letzten Jahren realisiert werden konnten, sind:

  • Bewegungsangebote für onkologische Patient*innen in der Akutphase
  • Yoga für Brustkrebspatientinnen
  • Kochkurse für Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen
  • eine Broschüre mit Ernährungstipps für Menschen mit einem künstlichen Darmausgang.

Auch unabhängig von dem Spendenlauf sind Spenden für diese und weitere besondere Angebote unter Angebote für onkologische Patient*innen im Klinikum Bielefeld möglich.

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