Qualitätssicherung

Durch hervorragende Aus- und Weiterbildung ist bekannt, was technisch machbar und welche Behandlung für die Patientinnen und Patienten vertretbar und erfolgversprechend ist. Qualitätssicherung im engeren Sinne bedeutet, dass die Prozess- und Ergebnisqualität der durchgeführten Maßnahmen gemessen und mit den Ergebnissen anderer verglichen wird. Ein mindestens genauso wichtiger Punkt ist die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit der Arbeit der Fachklinik - auch diese Zufriedenheit wird von Zeit zu Zeit durch objektive Untersuchungen „gemessen“. Das Ziel aller Bestrebungen ist: nachweisbar gute Qualität und zufriedene Patienten!

Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Nationale Qualitätssicherungsmaßnahme (BQS) „Gallenblasenoperation“

  • Bundesweit verpflichtendes Modul
  • alle Krankenhäuser beteiligt
  • Erfassung von diagnostischen Maßnahmen vor der Operation
  • Details der Operation selbst sowie Erfassung von Komplikationen nach der Operation
  • Verweildauer

Nationale Qualitätssicherungsmaßnahme „Wundheilungsstörung bei Dickdarmeingriffen“

  • Bundesweite Maßnahme
  • Keimerfassung bei Wundheilungsstörungen bei Operationen mit Dickdarmbeteiligung
  • Beurteilung der hygienischen Standards.

Interne Qualitätssicherungsmaßnahme „Stimmbandlähmungen nach Schilddrüsenoperationen“

  • Systematische Erfassung von Beeinträchtigungen des Nervus laryngeus recurrens (NLR) nach Schilddrüsenoperationen
  • HNO-ärztliche Kontrollen
  • Verlaufskontrolle in Kooperation mit dem Hausarzt
  • Im Falle von Recurrensparesen Verfolgung über mindestens sechs Monate

Interne Qualitätssicherungsmaßnahme „Beeinträchtigung der Nebenschilddrüsenfunktion bei Schilddrüsenoperationen“

  • Systematische Erfassung der postoperativen Veränderungen des Kalziumhaushaltes (Hypokalzämie) nach Schilddrüsenoperationen
  • Kontrolle der Symptomatik und der Laborparameter
  • Dokumentation der Höhe und Länge der Kalziumsubstitution.

Interne Qualitätssicherungsmaßnahme „Neuromonitoring bei Schilddrüsenoperationen“

  • Durch intraoperatives Neuromonitoring Testen des Nervus vagus und des Nervus laryngeus recurrens (des stimmbandinnervierenden Nervs) in verschiedenen Phasen der Operation zur Vermeidung von Stimmbandschäden durch sichere Identifikation des Nerven
  • Damit Etablierung der höchsten in der Schilddrüsenchirurgie möglichen Qualitätsstandards.

Interne Qualitätssicherungsmaßnahme „Sigmadivertikulitis“

Detaillierte Erfassung von

  • präoperativer Diagnostik
  • Operationsindikation
  • operativer Maßnahme (minimal-invasiv vs. offen)
  • Ergebnisqualität.
Qualitätssicherung im klinischen Alltag

Neben den unter Studienbedingungen durchgeführten Maßnahmen zur Qualitätssicherung spielt in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie auch die Qualitätssicherung im klinischen Alltag eine große Rolle.

  • Schriftliche Dokumentation aller wesentlichen Befunde und Anordnungen (Verbesserung der Dokumentation in der Patientenbetreuung)
  • Standardisierung von Abläufen im klinischen Alltag (Infusionsprogramme, Blutabnahmen, Antibiotika-Applikationen nach Krankheitsbildern, präoperative Routineuntersuchungen und diagnostische Maßnahmen in Abhängigkeit von Krankheitsbildern, usw.) Hierdurch bleibt wenig dem Zufall überlassen, die Standardisierung fördert die Routine und verbessert die Vergleichbarkeit.
  • Gesonderte Pflegedokumentation. Schwestern und Pfleger verbringen wesentlich mehr Zeit mit den Patientinnen und Patienten als die Stationsärztin bzw. der Stationsarzt, die/ der neben der Stationsarbeit oft im OP ist und daneben weitere Dinge außerhalb des direkten Patientenkontaktes erledigt. Insofern ist es wichtig, dass auch Beobachtungen der Schwestern und Pfleger detailliert notiert werden, um dann in gemeinsamen Besprechungen zwischen Ärztinnen und Ärzten und Schwestern und Pflegern eine optimale individuelle Behandlung die Patientinnen und Patienten zu ermöglichen.
  • Ausführliche schriftliche Aufklärung. Die Klinik nutzt umfangreiches Aufklärungsmaterial unter Verwendungen von Abbildungen, um den Patientinnen und Patienten den operativen Eingriff und auch weitere Maßnahmen so laienverständlich wie möglich zu erklären. Daneben bestehen klinikinterne, zahlreiche mehrseitige krankheitsbezogene Informationsblätter, die den Patientinnen und Patienten beim Verständnis ihrer Krankheit helfen. Diese sind auch im Internet einsehbar und abrufbar. In den Sprechstunden stehen anatomische Modelle zur Verfügung, anhand derer dem Patienten maßstabgerecht das Ausmaß und der Sitz der Erkrankung erklärt wird.
  • Detaillierte Besprechungen vor und nach der Operation im Ärzteteam. Alle zu operierenden Patientinnen und Patienten werden am Vortag im Ärzteteam gemeinsam besprochen. Hierbei stellt die Stationsärztin bzw. der Stationsarzt den Oberärztinnen und Oberärzten und dem Chefarzt detailliert und individuell jede anstehende Operation patientenbezogen vor. Hierdurch wird für die Patientinnen und Patienten ein großes Maß an Sicherheit ermöglicht. Nach der Operation wird am Nachmittag des Operationstages wiederum der Verlauf im Team besprochen.
  • Intraoperative Qualitätssicherung. Alle operativen Eingriffe werden nach Facharztstandard durchgeführt, d.h. entweder ist die Operateurin bzw. der Operateur selbst Fachärztin bzw. Facharzt oder, bei Operateuren in Ausbildung, wird die Operation durch eine erfahrene Ärztin bzw. einen erfahrenen Arzt mit abgeschlossener Facharztweiterbildung assistiert und/oder supervisiert. Es kommen modernste Techniken zur Anwendung; dabei bezieht sich der Begriff „modern“ auch auf ein Höchstmaß an Sicherheit. Es werden zahlreiche, teilweise weit über das übliche Maß hinausgehende Maßnahmen ergriffen, um die Blutung und das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu begrenzen (vgl. auch „Schonendes Operieren“). Zum Verschluss der Bauchdecke und der Operationswunde kommen moderne Techniken zu Anwendungen, die studienbelegt die größtmögliche Sicherheit bieten. So werden z. B. in der minimal-invasiven Chirurgie alle größeren Trokar-Einstichstellen durch zusätzliche Nähte von innen verschlossen.
  • Sonderdokumentation Schilddrüsenoperation. Erfassung des Restvolumens zum Ende eines Schilddrüseneingriffes und Benennung dieser Daten im OP-Bericht. Erfassung des Neuromonitoringstatus am Nervus vagus und am Nervus recurrens mit Erwähnung dieser Daten im OP-Bericht. Erfassung der Anzahl und Lokalisation der verbliebenen Nebenschilddrüsen (zu OP-Ende). Damit wird größtmögliche Sicherheit für die Patientinnen und Patienten, auch für evtl. spätere operative Eingriffe, gewährleistet.
  • Sicherheitscheckliste im OP. Für jede Patientin bzw. jeden Patienten besteht eine Sicherheitscheckliste nach WHO-Kriterien, entsprechend den Anforderungen der Selbsthilfegruppe „Patientensicherheit“. Anhand dieser Liste werden - ähnlich wie in der Luftfahrt - sicherheitsrelevante Aspekte im OP systematisch erfasst (z. B. Identitätskontrolle des Patienten, Seitenkontrolle des vorzunehmenden Eingriffs, Vollständigkeit des Instrumentariums vor, während und zu Ende der Operation).
  • Tumorkonferenz (interdisziplinäres Tumorboard). In dieser regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenz werden Patientinnen und Patienten mit bösartigen Erkrankungen von Onkologen, Chirurgen, Internisten, Strahlentherapeuten und den Kolleginnen und Kollegen der einzelnen Fachdisziplinen gemeinsam diskutiert (vgl. Netzwerk Onkologie). Die Röntgenbefunde, Verläufe und Therapieoptionen werden besprochen, um interdisziplinär eine Optimierung der therapeutischen Maßnahmen für die Patientinnen und Patienten zu erreichen. Die Diagnostik und Therapie von Tumoren erfolgt nach aktuellen medizinischen Leitlinien (siehe auch www.awmf.de). In Einzelfällen können Patientinnen und Patienten in Studien innerhalb und außerhalb des Klinikums Bielefeld eingebracht werden.
  • Röntgenbesprechung. Alle Röntgenuntersuchungen werden zunächst durch den durchführenden Röntgenarzt befundet. Darüber hinaus werden die Ergebnisse den betreuenden Stationsärztinnen und -ärzten und Oberärztinnen und Oberärzten vorgestellt, damit im Team wirklich jedes Detail erkannt wird und sich ggf. hieraus ergebene Konsequenzen gemeinsam gezogen werden.
  • Qualitätssicherung OP-Briefe und Arztbriefe. Von jeder Operation wird ein detaillierter Bericht angelegt, aus dem sich jeder einzelne Schritt einer operativen Maßnahme nachvollziehen lässt. Das gleiche gilt auch für die Arztbriefe zum Ende eines stationären Aufenthaltes. Zur Vorabinformation wird bei Entlassung ein Kurzarztbrief mitgegeben, der ausführliche Arztbrief wird wenige Tage später der Hausärztin bzw. dem Hausarzt zugestellt. Die OP-Berichte und auch weitere relevante Dokumente (wie z. B. histologische Befunde und Labordaten) werden den Patientinnen und Patienten auf Wunsch persönlich ausgehändigt und können auch von der Hausärztin bzw. vom Hausarzt jederzeit abgefragt werden. Dadurch werden Doppeluntersuchungen vermieden. Durch eine optimale Information der Hausärztin bzw. des Hausarztes wird die problemlose Weiterbetreuung im Ambulanzbereich gewährleistet.

Das Klinikum Bielefeld ist zertifiziert nach TÜV-Zert. DIN EN ISO 9001, dies bedeutet eine regelmäßige externe Überprüfung (Audit) aller Fachabteilungen zur Sicherung des bestmöglichen Behandlungsstandards. In vielen Bereichen sind Prozesse in sogenannten „QM-Handbüchern“ festgelegt. Das Klinikum verfügt über eine eigene Stabsstelle „Qualitätsmanagement“.