Lipödem

Mit Lipödem bezeichnet man eine krankhafte Fettverteilungsstörung, normalerweise mit unverhältnismäßiger Betonung der Beine und/oder der Arme. Es handelt sich um eine Erkrankung im medizinischen Sinn, wenn körperliche Beschwerden auftreten. Typischerweise bestehen Schmerzen im betroffenen Bereich in Ruhe und vor allem bei Belastung wie längerem Stehen/Gehen/Sitzen sowie bei Druck (Kneiftest). Es tritt ein Spannungs-/Druckgefühl im Fettgewebe auf. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist dadurch eingeschränkt, z.B. das Treppensteigen. Zudem treten bei leichten Stößen Blutergüsse auf. In fortgeschrittenen Stadien treten auch Hautschäden durch Reibung und eine mechanische Beeinträchtigungen der Mobilität auf.
Typischerweise ist das Lipödem mit einer Adipositas verbunden, es kommt aber auch bei „normalgewichtigen“ vor. Die betroffenen Bereiche reagieren schlechter bei einer Gewichtsreduktion. Es sind nahezu nur Frauen betroffen, häufig nach Phasen einer Hormonänderung (Pubertät, Schwangerschaft). Eine erbliche Komponente ist wahrscheinlich, die genaue Ursache aber weiterhin unklar.

Typen des Lipödems
  • Typ 1: Volumenvermehrung und Beschwerden Gesäß und Hüften (Reiterhose)
  • Typ 2: Oberschenkel
  • Typ 3: Ganzbein-Typ Hüfte bis Knöchel
  • Typ 4: Beine und Arme (Schulter bis Handgelenk)

Man kann in verschiedene Stadien des Lipödems einteilen. Ob die Stadien tatsächlich in der Reihenfolge und komplett durchlaufen werden, ist nicht klar:

  • Stadium 1: Feinknotige Gewebestruktur (styroporartig), Fettgewebe verdickt, Oberfläche  nahezu glatt (Orangenhaut)
  • Stadium 2: Oberfläche uneben (Matratzenhaut), mit grobknotigem (Walnuss) und festem Fettgewebe
  • Stadium 3: Fettgewebe massiv verhärtet, zusätzliche Wammenbildung (überhängende Hautlappen, typischerweise an Knie und Knöchel)
Therapie des Lipödems

Die Therapie des Lipödems ist zunächst konservativ, das heißt ohne OP. Die Basis ist eine Entstauung des Gewebes durch Kompressionskleidung und manuelle Lymphdrainage. Kompressionswäsche sollte Flachstrick der Kompressionsklasse 2 (CCL2) nach Maß sein, da Rundstrick häufig schlechter passt und weniger Effekt hat. Die manuelle Lymphdrainage muss häufig 2 mal pro Woche erfolgen, da die Wirkung nicht lange anhält, Lymphdrainagegeräte können auch hilfreich sein. Viele Frauen haben auch positive Effekte durch Ernährungsumstellungen, verschiedene Diäten und Nahrungsergänzungsmittel bemerkt, schulmedizinische Erkenntnisse hierzu gibt es aber nicht. Wenn die Diagnose eines Lipödems durch einen Facharzt festgestellt wurde, wird die konservative Therapie auf Rezept häufig von den Krankenkassen übernommen.

Wenn die konservative Therapie nicht ausreichend hilft, kann eine operative Therapie mittels Fettabsaugung (Liposuktion) sehr hilfreich sein. Hierdurch kann der auf dem Gewebe lastende Druck merklich reduziert werden, die Schmerzen werden im Regelfall erheblich verringert. Es geht hierbei nicht um eine vollständige Entfernung der veränderten Fettzellen, das ist technisch gar nicht möglich, sondern um eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität durch Schmerzlinderung und Verbesserung der Mobilität. Die Fettabsaugung hat auch nicht das primäre Ziel einer Gewichtsreduzierung oder einer Schönheitsoperation.
Bei großen Absaugmengen (>4l) erfolgt die Therapie in mehreren Sitzungen und stationär. Typisch ist zum Beispiel die Absaugung der Oberschenkel in zwei Schritten und der Unterschenkel in einem weiteren Schritt. Die Operationen sollten mindestens 3 Monate auseinander liegen. Die Dauer des stationären Aufenthalts richtet sich im Wesentlichen nach dem Kreislaufzustand, dieser ist bei großen Absaugungen für ein paar Tage etwas wacklig.

Die Liposuktion kann in verschiedenen Techniken erfolgen:

Wasserstrahlassistierte Fettabsaugung: Hierbei wird das Fettgewebe durch einen Wasserstrahl gelöst und dann gleichzeitig abgesaugt, Zellreste werden dadurch ausgespült. Dies ist eine vergleichsweise sanfte und schonende Technik mit sehr guten Ergebnissen. Im Klinikum Bielefeld wenden wir dieses Verfahren mit dem Body Jet ® an

Vibrationsassistierte Fettabsaugung: Die Absaugkanüle hat einen vibrierenden Handgriff, hierdurch gleitet sie einfacher durch das Gewebe. Diese Technik wird im Regelfall mit einer vorherigen Auffüllung des Gewebes mit einer Tumeszenz-Lösung kombiniert.

Beide Verfahren führen zu sehr ähnlichen Ergebnissen in der Hand eines erfahrenen Operateurs. Es kommt postoperativ immer zu einer relativ langwierigen (3-4 Monate) Schwellung durch Ödeme und es muss auf jeden Fall weiter eine Kompressionshose getragen werden. Frühzeitige Lymphdrainage ist auch hilfreich. In den ersten Tagen  kommt es zu Schmerzen wie bei einer starken Prellung und es kann noch Flüssigkeit aus den Eintrittsstellen auslaufen. In den ersten Monaten wird das Gewebe bei längerem Stehen/Gehen auch noch anschwellen und fest werden. Für eine gleichmäßige Oberfläche und gute Rückbildung des Hautüberschusses ist die Kompressionswäsche sehr wichtig. Trotzdem kann es zu Unregelmäßigkeiten und Hautfaltenbildung kommen. Daher können Korrekturabsaugungen und operative Hautstraffungen im weiteren Verlauf, frühestens nach 6 Monaten, sinnvoll sein.

Kostenübernahme für eine OP des Lipödems

Die Kostenübernahme für eine OP des Lipödems ist im Moment nicht endgültig geklärt. Im Stadium 3 kann die Kasse die Operation bezahlen, wenn verschiedene zusätzliche Bedingungen erfüllt sind. In den anderen Stadien ist es im Moment ein dynamischer Prozess und am besten wird das Vorgehen und die Möglichkeiten individuell in unserer Sprechstunde besprochen. Dort erhalten Sie auch ein Gutachten zur Vorlage bei der Kasse falls eine Chance zur Kostenübernahme besteht. Wenn die Kasse nicht zahlt, können  Sie die Therapie als Selbstzahlerleistung durchführen lassen. Hierfür bekommen sie vor der Therapie einen exakten Behandlungsplan und einen Kostenvoranschlag nach der Gebührenordnung für Ärzte.